Kein Bock

Wenn ich mir die Einträge nochmal durchlese klingt es so als würde immer alles perfekt laufen. Das ist nicht so. Wieso es oft zu glatt wird hat verschiedene Gründe. 
Erstens erlaube ich mir nicht nach kürzester Zeit ein negatives Urteil zu fällen und das dann auch noch zu verbreiten. Dinge, die mir als normal erscheinen werden auch gerne verschwiegen. Das werde ich aber noch bei Gelegenheit nachholen. Außerdem will man in die Heimat immer ein tolles Bild abgeben, dass alles so gut läuft. Letztlich wirkt am Anfang vieles einfach anders, aufregender, besser. Mit dem Eintritt einer gewissen Routine legt sich der anfängliche "Kulturrausch" und plötzlich ist nicht mehr alles nur glatt. Im Folgenden will ich ein paar Wellen ins Meer bringen und vielleicht auch die ein oder andere Illusionen rauben.

Angefangen bei der Sprache: Mein Französisch ist nicht berauschend und die Kommunikation funktioniert nicht immer gut. Oft verstehen andere mich nicht oder ich sie nicht und wenn die Jungs auf dem Fußballplatz anfangen Fon zu reden kann ich sowieso nur noch nicken und lächeln(bin ich am perfektionieren). An manchen Tagen habe ich auch auch einfach keine Lust mehr Französisch zu sprechen, weil es immernoch nach mehreren Stunden sehr anstrengend wird. Da bleibt mir außer Selbstgesprächen aber nicht viel übrig. Seit meinem Beginn habe ich mit niemandem mehr persönlich auf deutsch sprechen können(, der fließend deutsch spricht). Selbst mein Gang zur deutschen Botschaft war ohne Erfolg, weil die nur während der Schulzeit geöffnet ist. 

Auch Cotonou ist manchmal fies. Hier stinkts. Die Moskitos nerven und von jedem Moto Taxi angehupt zu werden auch. Fremde Menschen sprechen mich an, wollen meine Nummer und sich mit mir treffen. Inzwischen heiße ich Klaus und wenn es die Nummer tatsächlich gibt hat der eine Menge neue Freunde. Auch Kinder kommen sehr oft. Sie wollen mich angucken und mit mir reden, danach sehr oft Geld, rennen mir hinterher und haben dann auch schon versucht mir Dinge zu klauen. Wie löst man eine solche Situation "richtig"? Es meinen auch genug ich wäre hier um viel Geld zu verdienen und das dann nach Deutschland zu bringen. Die finden mich gar nicht so sympathisch. Es ist anstrengend permanent aufzufallen, der "yowo"(Fon) oder "blanc"(Russisch) zu sein. Noch mehr hasse ich es wenn die Leute mich mit "chef" oder "patron" ansprechen. Meine Hautfarbe bringt Vorurteile mit, die in alle Richtungen gehen. Unter dem Radar schwimmen kann ich, wenn ich alleine im Zimmer sitze.

Auch bin ich manchmal ein wenig einsam, weil ich halt noch nicht so viele Leute kenne. So einen Freitag abend auf dem Zimmer zu verbingen tut schon ein bisschen weh. Der Blick auf das Handy was die Freunde gerade machen macht die Sache nicht gerade besser.

Genau das sind die Momente an denen ich mich daran erinnere wieso ich das hier überhaupt mache und was schon alles überragend gelaufen ist. Ich bin hier sehr gut aufgehoben und mein direktes Umfeld kümmert sich toll um mich. Dass ich gefragt wurde ob ich Franzose bin, wird mir wahrscheinlich bis ans Lebensende Kraft geben. In der Sprachschule habe ich schon eine tolle Zeit gehabt und bei den Fußballjungs gehöre ich inzwischen fest dazu. Es gibt auch kaum etwas Schöneres als ein kühles Beninoise am Obama Beach.
Ohne diese Dinge wäre es glaube ich oft schwer für mich. Und es soll auch nicht nur gut laufen. Dafür bin ich nicht hier. Vielleicht ist es mein Segen, dass ich mit niemandem deutsch sprechen kann.
 
Ich hab Bock auf mehr.