Sprachschule

Aktuell in Cotonou drücke ich montags bis freitags die Schulbank, um mein Französisch zu verbessern. Ich gehe ungefähr 20 Minuten im sehr gemütlichen Tempo um nicht zu fertig anzukommen. Auf dem Weg werd ich von allen Mofataxis angehupt, die vorbeifahren. Mindestens zwei halten auch noch neben mir an um nochmal nachzufragen ob ich wirklich nicht mitfahren will. Es gibt Tage da nevt es mich unglaublig, es gibt auch Tage an denen finde ich es wieder witzig. 


Während man im Verkehr aktiv ist muss man aufmerksam und schnell sein. Auf meinem Weg liegt eine sehr breite Straße, wo zu der Zeit morgens "Rush Hour" ist. Ich hab schon 10 Minuten einfach dort gestanden, weil es nicht möglich war sie zu überqueren. Es funktioniert auch nicht sie in Einem überqueren. Man sucht eine Lücke geht dann  so lange mit dem Verkehr mit bis man die nächste Lücke findet. Während man auf der Straße ist fragt man sich dann was man dort eigentlich macht. Auf der anderen Seite angekommen bin ich dann meistens wach.

Um 8 fängt der Unterricht laut Plan an. Es dauert auch öfters ein wenig länger bis alle eingetrudelt sind und es los geht mit Grammatiklektionen, Diktaten, Texte schreiben und Übungen zum Hörverstehen. Obwohl es immer besser läuft habe ich das Gefühl, dass die Freundschaft mit dem Subjonctif noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Er zweifelt doch öfters an mir.

Weil der Großteil der Mitschüler aus Nigeria kommt wird in der Pause eine Mischung aus Französisch und Englisch gesprochen. Ich hab mich auch schon öfters dabei erwischt "Franglais" zu sprechen. In Sachen Musik sind sie ziemlich einer Meinung. "Wizkid" soll der beste nigerianische Musiker sein. Wie der Name vermuten lässt geht es in die Richtung Wiz Khalifa und Kid Ink. 

Ziemlich lustig war ein Gespräch darüber ob in Deutschland wirklich deutsch gesprochen wird. Sie war sich wirklich todessicher, dass ich als Deutscher spanisch sprechen müsste. Dank überzeugender Argumentation konnte ich die Diskussion dann doch für mich entscheiden.

Richtig spannend wird es wenn um 12 Uhr der Unterricht eigentlich zu Ende ist und wir noch eine Stunde weitermachen. Einer ist immer der "Lehrer" und muss sich ein Thema aussuchen, präsentieren und anschließend die Diskussion dazu leiten. "Was würdest du gegen Boko Haram tun, wenn du der Präsident Nigerias wärst?".
Für mich war dieses Thema immer "weit weg". Für sie nicht. Unglaublig interessant Menschen aus Tschad und Nigeria zuzuhören wie sie darüber denken.

Am Montag war ich an der Reihe. Nach einigem Überlegen habe ich mir das Thema "Postkolonialismus" ausgesucht. Wir haben darüber geredet in wie weit dieser noch heute in die Kultur, Sprache und Wirtschaft eingreift und "Zukunftsprognosen" erstellt. Mein Privileg als "Lehrer" war, dass ich an Stellen, die mir besonders wichtig waren nachhaken konnte. Ärgern muss ich mich immer, wenn ich Phrasen nicht so schnell, richtig und genau formulieren kann wie ich sie haben will. Das passiert eigentlich immer, motiviert mich dann aber auch wieder weiter zu machen. Insgesamt war es ein riesen Spaß. Die Gespräche waren wie ich sie mir erhofft habe. Sie waren waren anders als erwartet. Bei den anderen ist das Thema, zu dem ich doch meine Bedenken hatte sehr gut angekommen. Vielleicht werde ich doch eher Lehrer als Priester.

Und es wird sogar noch ein wenig verrückt. Was haben wir am darauffolgenden Tag in der ersten Stunde bearbeitet?

Postkolonialismus.

Hört sich an wie schlecht gelogen war aber für alle sehr witzig.
Und meine Schüler waren ausgezeichnet vorbereitet.

Die nächsten Einträge werden wahrscheinlich freitags kommen.