Würde ich es nochmal machen?

 Ich blicke auf ein Jahr in Benin zurück. Angefangen mit meiner Zeit in Cotonou, der größten Stadt Benins. Gerne erinnere ich mich an meinen Sprachkurs, die Mofataxis und den Fußballplatz zurück, an die Menschen, die hinter diesen Erinnerungen stehen. Dann ging es zu meinem neuen Zuhause in Savè, einer kleineren Stadt in Benin, wo ich dann auch eigene Aufgaben übernommen habe.   Anfang Februar, als ich gedacht habe ich würde ganz Afrika kennen, reiste ich zum Zwischenseminar nach Ghana und merkte wie leicht man sich doch selber überschätzt. Die restliche Zeit in Savè verstrich anschließend immer schneller und ich kann nun auf ein ereignisreiches Jahr zurückblicken, das ich nicht so schnell vergessen werde.

 

Mit meiner Zeit bin ich für mich erwachsen geworden. Die Nabelschnur ans Elternhaus wurde mit dem Messer durchgeschnitten, jetzt hat nicht mehr Mama die Wäsche gemacht sondern ich mit der Hand. Nicht nur die Familie sondern auch Freunde, der Sport, eine warme Dusche und weitere Dinge wurden schmerzlich vermisst. Ein ganzes Jahr wirkt über manche Phasen, wie eine utopisch lange Zeit, die manchmal sehr schnell und manchmal langsam vergeht, ist aber eine gute Spanne. Man erlebt nicht nur einen Klimazyklus mit - im Februar war es echt heiß- sondern hat auch immer wieder einen anderen Bezug zu den Menschen.

 

Die Herausforderung sich in einem fremden Kulturkreis zu integrieren in welchen man sich äußerlich von den anderen Unterscheidet und dies auch mit Erwartungen besetzt ist, ist nicht immer einfach. Dazu muss ich hinzufügen, dass in den Regionen Westafrikas, die ich bereist habe, es sehr einfach war mit Leuten in den ersten Kontakt zu kommen, wie ich es schon in einigen Beiträgen erwähnt habe. Dann ist es auch erstmal nicht so einfach die Freundschaft auf der für einen richtigen Basis zu halten. Statt ins Kino zu gehen trifft man sich zum Fleisch essen, auf Feiern wird nüchtern durchgetanzt und Händschen halten unter Jungs ist auf einmal ein Zeichen der Freundschaft. Es gibt Dinge, die nicht wie zuhause sind und auch wenn sie zu vielen peinlichen manchmal sogar unangenehmen Situation führen merkt man doch danach, dass man etwas gelernt hat. Man lernt sich selber besser kennen und geht selbstbewusster und gelassener auf neue Dinge zu. Trotzdem gab es für mich auch immer Umstände in denen das nicht half und man dem Gegenüber deutlich "Nein" sagen muss, besonders Mädchen werden es in Westafrika lernen.

 

Im Folgenden eine den meisten Freiwilligen und Touristen wahrscheinlich ungefähr bekannte Situation:

 

Ein Straßenkünstler geht die Straßen entlang und versucht den Leuten seine DIN 3 und 4 großen Leinenbilder zu verkaufen. Besonders in den touristischen Regionen haben die Verkäufer ein Auge für weiße Gäste und bleiben dort etwas energischer an den potenziellen Kunden dran. Er spricht dich nun an, breitet seine ganzen Kunstwerke auf dem Boden aus und will, dass du etwas kaufst.

Du willst ihm nun höflich abwimmeln und meinst mit einem Lächeln auf dem Gesicht:"Die Bilder sind echt schön aber ich will gerade kein Bild kaufen".

Der Künstler wird dein Lächeln mit und "die Bilder sind schön" als Interesse, vielleicht sogar als Teil deiner Verhandlungsstrategie interpretieren und dir seine Werke nun noch ernergischer andrehen.

Wenn du nach deinen drei gekauften Holzmasken wirklich keine Leinenbilder mehr kaufen willst musst du klare Signale geben.

"Ich mag keine Kunst!" oder "Ich mag deine Bilder nicht!" optionsweise mit ernstem Blick, werden dem Straßenverkäufer zu verstehen geben, dass du wirklich nichts kaufen willst.

Bei dieser Antwort war auch noch nie jemand beleidigt oder wütend, was in Deutschland definitiv der Fall wäre. Ich würde dies für mich als ein anderes Maß der Direktheit auslegen, was natürlich nicht allgemeingültig stimmen muss.

 

 

Ich würde meinen Freiwilligendienst wieder machen. Mir hat das Jahr viel gebracht und ich würde es auch weiterempfehlen. Hinweisen will ich darauf, dass Freiwilligendienste sehr unterschiedlich sein können. Je nach dem wie alt das Projekt ist, ob man auf dem Dorf oder in der Stadt ist, in welcher Region man sich aufhält, mit wie vielen Freiwilligen man zusammenwohnt, in welchem Bereich gearbeitet wird, wie umfangreich die Arbeit ist und weiteren Punkten, variiert der Freiwilligendienst stark. Alles hat seine Vor- und Nachteile, man sollte für sich selber abwägen was das für einen das Beste ist.

 

Wer interessiert ist sich selber für einen Freiwilligendienst zu bewerben kann das noch bis zum 30. September bei SoFiA tun, Spenden zur Finazierung werden auch dankend angenommen.

Ich will mich bei SoFiA und den Menschen, die hinter diesen Namen stehen für die Ermöglichung meiner Zeit in Benin danken.

 

Mit diesem Beitrag will ich diesen Blog zu Ende führen im Anhang noch einige Bilder.

 

P.S.: 1 Highlight ist noch auf der Seite versteckt.